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Wurmlinger Lehrer baut Schulen in Nepal

(Gränzbote 19.01.2019)

Vor 20 Jahren ist Wilfried Leibinger zum ersten Mal nach Nepal gereist. Die Tour mit seinem damaligen Reisebegleiter Narayan Adhikari erwies sich als Glücksfall. Aus einer ersten Begegnung ist eine langjährige Freundschaft geworden – mit dem Ziel, die schulische Situation in bestimmten Regionen Nepals zu verbessern.

Regelmäßig reist er in das Land in Südasien, zuletzt im Dezember 2018. Leibinger, der Lehrer an der Konzenbergschule in Wurmlingen und Mitbegründer der Nepalhilfe Haribol ist, startete von Tuttlingen über München und Abu-Dhabi nach Kathmandu in Nepal. In Bela, der Heimat seines Freundes Narayan Adhikari, besuchte er die Schulkinder, die ihn herzlich mit Blumengebinden begrüßt hätten, berichtet Leibinger nach seiner Rückkehr. Der Ort liegt etwa 50 Kilometer südöstlich von Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Dort begannen die ersten Schulprojekte in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Eine-Welt-Kreis St. Nikolaus Wolbeck (ÖWK) in Münster, die mittels Spendengelder finanziert werden.

Das Gebäude in Bela sei mittlerweile fertig, berichtet Leibinger, der aus Kolbingen stammt. Mehr als 400 Schüler werden dort unterrichtet. Mittlerweile werde über einen Anbau nachgedacht. Der Weg hin zur „Musterschule“, wie Leibinger die Einrichtung bezeichnet, war nicht leicht. „Nach Bela führte anfangs kein Weg“, sagt er. Die Straßen seien damals von Hand verlegt worden. Die Grundschule wurde 2002 gebaut und im Jahre 2003 zu einer Lower Secondary School (Sekundarstufe nach der Grundschule) erweitert. Hilfe erhielt er auch von seinem Freund Joachim Rintsch aus Möhringen, der vor Ort bei einem Schulneubau in Bhakundebesi im Distrikt Kavre im Kathmandutal mithalf. Derzeit sind elf weitere Schulen unweit von Kathmandu im Bau. Die Einrichtungen fielen dem Erdbeben im April 2015 zum Opfer.

Kinder müssen in der Landwirtschaft helfen

„Nach bestem Gewissen“ will Leibinger Kindern den Schulbesuch ermöglichen, gleichwohl ihm bewusst ist, dass viele zuhause in der Landwirtschaft helfen müssen oder ein Wintereinbruch den Unterrichtsbesuch unmöglich machen kann.

Den Schulbesuch verbindet Leibinger mit einer Reise durch Nepal, „was immer ein Erlebnis ist“, sagt er. Seine elftägige Trekkingtour führte ihn dieses Mal zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten in Kathmandu. Viele Tempel, erbaut in den vergangenen Jahrhunderten, reihen sich am Durbar-Square aneinander. Eine Vielzahl sei durch das Erdbeben im April 2015 komplett zerstört worden, sagt der Lehrer und schwärmt: „Kathmandu strahlt eine Faszination aus, die andere Städte, die ich kenne, so nicht haben.“

Danach flog er nach Lukla in die Everestregion und stieg in Etappen den Ort Namche Bazar auf 3440 Metern Höhe hinauf. Weiter ging es bis in das Basislager der Ama-Dablam auf 4560 Metern Höhe, die Leibingers Meinung nach zu den schönsten Bergen der Welt zählt. Das Basislager dient als Ausgangspunkt für eine Bergtour oder als Rückzugsort beispielsweise bei Schlechtwetter.

Mit der Höhe hatte er bisher kaum Probleme. Wichtig sei ein Akklimatisationstag und im eigenen Rhythmus zu laufen. Sein Weg führte ihn wieder nach Lukla und nach Kathmandu zurück, wo er einige Ausflüge unternahm, beispielsweise zum Goldenen Tor in Bhaktapur und dem fünfstöckigen Nyatapola-Tempel. Sechs bis sieben Stunden täglich war er unterwegs. Der Dezember, findet er, ist eine gute Reisezeit. Tagsüber herrschen in Kathmandu zehn bis zwölf Grad. „Wenn die Sonne weg ist, ist es in der Everestregion im Winter eiskalt“, berichtet er. Im Basislager herrschten nachts minus 25 Grad. Eine gute Ausrüstung ist unverzichtbar. Zu viel sollte es aber nicht sein, nur das Nötigste hat Leibinger in einen Seesack gepackt. Alleine ist er nicht unterwegs. „Die Berge sind nicht ungefährlich“, warnt er. Bei dieser Reise begleitete ihn ein Verwandter seines Freundes Narayan Adhikari.

Nepal ist in den vergangenen Jahren touristischer geworden

Insgesamt 16 Mal reiste Leibinger schon nach Nepal. Fasziniert ist er jedes Mal aufs Neue und erstaunt, wie sich das Land verändert hat. Moderne Geschäfte mit Markenkleidung hätten sich angesiedelt und auf den Trekkingrouten sei das gastronomische Angebot ausgebaut worden. Wer will, könne im Biergarten Kaiserschmarrn essen. „Die Leute passen sich den Touristen an und versuchen, die Bedürfnisse zu erfüllen“, sagt Leibinger. Auffallend sei, dass auf den Trekkingrouten immer mehr Lodges gebaut werden, während die Touristen früher in Zelten geschlafen hätten. Am Projekt Schulbau will Leibinger weiterhin festhalten. Um weitere Spenden zu sammeln, ist ein Benefizkonzert geplant, wo und wann ist noch offen.


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